Eine Verabredung mit dem Drogendealer wird in der Regel über WhatsApp getroffen

Eine Verabredung mit dem Drogendealer wird in der Regel über WhatsApp getroffen

30. März 2023 0 Von Jens Marquat

Junge Erwachsene in den Niederlanden nutzen WhatsApp häufiger als andere Apps, um Drogen zu kaufen. Über den Online-Drogenhandel ist jedoch noch viel unbekannt. Das Trimbos-Institut ist der Ansicht, dass mehr Forschung notwendig ist.

Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 35 Jahren kaufen Drogen direkt von einem Dealer, schreibt Trimbos in seinem Bericht „Drugs Online“. Die Kontaktaufnahme mit einem Dealer vor der eigentlichen Transaktion erfolgt meist über WhatsApp.

Auf WhatsApp werden zum Beispiel Bestelllisten mit Drogenangeboten und Preisen ausgetauscht. Das Gleiche geschieht über Telegram, wo Drogen manchmal in Gruppen mit Tausenden von Mitgliedern angeboten werden. Nur ein kleiner Teil des Handels läuft über Social-Media-Plattformen wie Snapchat, Facebook und Instagram.

Trimbos schreibt, dass in den letzten Jahren nur wenige Untersuchungen über die Online-Verkaufskanäle für Drogen in den Niederlanden durchgeführt wurden. Dank dieser Studien weiß man vor allem etwas über kontaktfreudige Jugendliche und junge Erwachsene sowie über Personen, die Drogenproben beim Drogeninformations- und Überwachungssystem einreichen.

Die Spitze des Eisbergs

Aber nicht alles ist bekannt. So ist beispielsweise alles, was nicht gemeldet und in privaten Nachrichten besprochen wird, unsichtbar. „Auch über andere Zielgruppen, wie ältere Drogenkonsumenten und Obdachlose, wissen wir wenig“, sagt Trimbos-Forscher Ruben van Beek. „Diese Gruppen sind aber vermutlich viel kleiner.“

Dazu sollte mehr geforscht werden, meint das Institut. Wenn klar ist, wo die Menschen Drogen kaufen, können gezieltere Informationen über deren Wirkungsweise und mögliche Risiken weitergegeben werden.

„In Telegram-Gruppen kann man einfach rein- und rausgehen“, sagt Van Beek. In diesen Gruppen könnte zum Beispiel mehr Prävention betrieben werden. „Wir könnten die Leute mit Videos auf TikTok oder durch Posts auf Instagram auf weitere Informationen hinweisen.“

Nicht immer die Kapazität

Suchtberatungsstellen und andere Präventionsstellen verfügen nicht immer über ausreichende Kapazitäten und Kenntnisse, um schnell auf das Aufkommen neuer Social-Media-Dienste zu reagieren. „Der Wille ist da, aber nicht immer die Möglichkeit“, sagt Van Beek.

Es scheint nicht möglich zu sein, den Online-Verkauf von Drogen gänzlich zu unterbinden. Ob links oder rechts, die Menschen werden sich trotzdem Drogen besorgen, sagt Van Beek. Das war schon immer so, auch vor den sozialen Medien. Deshalb konzentrieren sich die Behörden hauptsächlich auf die Aufklärung und das Aufzeigen von Risiken.

Es ist das erste Mal, dass Trimbos Wissen und Forschung über Online-Drogenkäufe gesammelt hat. Im Jahr 2021 verabschiedete das Repräsentantenhaus einen Antrag, in dem die Regierung aufgefordert wurde, die Nutzung von Online-Kanälen für den Drogenkauf zu untersuchen. Am Mittwochnachmittag werden die Themen Drogenprävention und Suchthilfe in einer Ausschussdebatte des Repräsentantenhauses diskutiert.